Samstag, 19. Februar 2011

breit gestreut nach geradeaus

Das Leben spüren. Die Momente, in denen das nicht nur verheißungsvoll sondern auch machbar erscheint, verdichten sich. Vielleicht ist es der Frühling. Vielleicht ist es das Gefühl, eine Aufgabe zu haben. Vielleicht ist es auch bloß eine Phase.
Schön ist es allemal und die Angst, dass es auch dieses Mal nur bei der Vorstellung bleibt, ist jetzt gerade in dieser Sekunde im Hier und Jetzt ganz, ganz klein.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Obwohl ich Radikalmaßnahmen eigentlich schon lange nicht mehr als tatsächliche Möglichkeit sehe, habe ich das Kaugummi wiederentdeckt.
Simuliert das Essensgefühl und beruhigt somit auf kalorienärmere Art und Weise. Gesundheit ist schließlich neben Wohlfbefinden ein nicht zu verachtender Parameter. Und der scheint mir in letzter Zeit ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten zu sein.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Leben im Déja-vu

Es ist jeden Tag dasselbe und ein Entrinnen ist nicht absehbar. Nach Momenten der Ruhe und Besinnung mit Einblicken in das Gefühl von Ausgeglichenheit gestern Abend, wachsen in meinem Kopf wieder Pläne ohne Fundament heran. Bilder in satten, ruhigen Farben türmen sich auf, Hände, die eine Buchseite weiterblättern, um dann über das Papier zu streichen. Ein summender Sommertag mit offenem Fenster, ein Bett mit weißen Laken und ein Stuhl mit geflochtener Sitzfläche. Eine erdfarbene Vase mit leuchtenden Blumen gefüllt. Es sind Bilder von Kraft, die aus Ruhe und Zuversicht schöpft.
Gäbe es nicht immer wieder Durststrecken des Zweifels. Wäre da nicht die trotzalledem bleibende Skepsis jeglicher Supranaturalität gegenüber.
Woher aber soll dann die Hoffnung kommen?
Zurzeit jedenfalls ist sie so gut wie nicht existent (von jenen Bildern abgesehen). Es ist eher eine realitätsreflektierte Vernunft, die sich durchschlägt ins Bewusstsein.
Wann wird sich schon etwas ändern? Dumpfe, aus Notsituationen emporsteigende Hoffnung lebe ich nun schon seit mehreren Jahren. Es ist Zeit für einen nächsten Schritt (und bitte nicht bloß in Gedanken!).

Samstag, 12. Februar 2011

it's always the same - although it's time for change

"Weil Honig zu essen etwas so Besonderes war, gab es einen Augenblick unmittelbar vor dem Essen, der besser war als das Kosten selbst, aber er wußte nicht, wie man das nannte."
- A. A. Milne in "The House at Pooh Corner"
Wenn ich die Welt in jedem dieser Momente anhalten könnte, wäre ich schlank. Dünn. Wenn ich schlank wäre, hätte ich weniger Probleme. Hätte ich weniger Probleme, würde ich weniger essen. Wenn ich weniger essen würde, würde ich mich besser fühlen. Viel besser.
Nur leider ist es nicht so. Es gab mal eine Phase, da konnte ich es: den Moment und mein schier unbändiges Verlangen nach Essen im Zaum halten und festzurren, sodass es nicht zur Vollendung kam. Die Dinge aber stauen sich auf im Laufe der Zeit und so ging jener Abschnitt vorbei, ohne dass wirklich etwas erreicht gewesen wäre.

Ich wollte mich nie mehr wiegen. Kein einziges Mal in meinem ganzen Leben, zumindest nicht auf freiwilliger Basis. Ich wollte meinen Körper fühlen, sein Gleichgewicht spüren und mich nicht nach den Zahlen eines leblosen Quadrats richten. Bis heute. Denn heute hatte ich wieder einmal den Punkt erreicht, an dem ein Schock als der einzige Weg erschien, überhaupt etwas zu empfinden und die Verbindung zwischen mir (meinem Kopf) und meinem Körper wieder herzustellen. Bäm. Eine Zahl, wie ich sie unterbewusst erwartet hatte. Ein Gefühl, das ich erhofft und in Wirklichkeit auch so habe kommen sehen: Indifferenz mit dem sorgenvollen Beigeschmack unterschwelliger Taubheit. Immerhin besser als Panik, als unreflektiertes Dramatisieren.
Mehr Bewegung, mehr trinken - weniger essen. (Ha, ha.)

Freitag, 11. Februar 2011

Leeres zu später Stunde

Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist, die Dinge in Worte zu fassen. Passiert schließlich ständig und andauernd im Kopf. Aber aufschreiben ist anscheinend doch nochmal etwas ganz Anderes.
Man lebt so vor sich hin, mal besser, mal schlechter (und hasst Klischees, klischeehafte Formulierungen, die Enthüllung des gelebten Klischees in der Selbstreflexion - eigentlich!).
Und eigentlich ist man auch über den Status des "Morgen-fang-ich-an"-Gedankens hinaus. Bis man dann wieder essend irgendwo sitzt, steht oder liegt, den Willen, auch die restlichen Nahrungsmittel zu vernichten im Kopf und parallel dazu der unbändige Wunsch nach Schlankheit, nach Konformität, aus dem dann doch immer wieder der Entschluss erwächst, "morgen anzufangen". Mit der Diät, dem neuen Leben. Auch wenn Diäten der letzte Dreck sind und man das weiß, das neue Leben schon 14783 Mal angefangen hat (nicht!) und man den Abgrund der Verzweiflung und die heranschlitternde nächste Resignationswelle ganz dicht vor sich sieht, im Hinterkopf. Im Hintergrund. Im Vordergrund aber rast weiter der Alltag vor die Wand, seit Ewigkeiten festgefahren in den immergleichen Verhaltensmustern und Zwängen.
Wo ist der Mittelgrund? Das Verbindungsstück zwischen Über-Ich und Trieb?
Die Fähigkeit zu handeln, wie sie normalerweise in jenem Mittelgrund heranwächst, ist außer Betrieb. Son Scheiß!

Dienstag, 1. Februar 2011

STARTFELD

Ich esse, du isst, wir essen. Wir leben, du lebst. Manche schaffen es sogar, beides zu vereinen: ich lebe und esse trotzdem, ich esse und lebe trotzdem.
Stimmt nicht.

Während ich hier beispielsweise gerade auf kleine graue Quadrate einkloppe, stopf ich mir parallel M&Ms in den Mund. Essen ist so etwas wie der Grundbeat zu meinem Leben. Leider nur scheint ebendieser Beat taub und stumm oder auch bloß ignorant und selbstgefällig zu sein, jedenfalls passt er sich nie, nie, niemals der Melodie an, die sich darüber legt.
Ich esse also eher als dass ich lebe.

Gerede und Geschreibe über Essstörungen können relativ bis sehr nervtötend sein, vor allen Dingen dann, wenn man sich durchaus seiner kläglichen Situation bewusst ist, sie vielleicht sogar in der Lage ist zu analysieren, nicht aber verändern kann. Absolut erquickend ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis: „Ich bräuchte fremde Hilfe!“ und im gleichen Atemzug das Gefühl, lächerlich zu sein; in seinen (vielleicht doch bloß eingebildeten?) Problemen und dem weitreichend selbstreflektierten Gedanken: „Wieso redest du dir Sachen ein, von denen du in derselben Sekunde weißt, dass sie ganz anders liegen?“. Und man weiß, als ob das nicht genug wäre, dass auch dieses Denken nichts als aufgesetzt ist: dass die Sachen eben doch so liegen. Genau so!

Wenn ich nach Hause komme, finde ich mich früher oder später in der Küche wieder. Genauer: am Tisch. Konkreter: mit einem Keks/ einem Stück Schokolade/ ein wenig angerührtem Teig/ irgendwas Süßem in der Hand. Gen Abend dann häufig mit etwas Salzigem, zur Nachtzeit mit einem kleinen Betthupferl, ebenfalls herzhaft (man geht schließlich mit den Tageszeiten). Vor vielen Monaten bin ich dann regelmäßig in die Bücherei gelaufen und habe mich durch das Regalbrett „Essstörungen“, Abteilung Psychologie, zweiter Stock gelesen. Auch die Bücher, die ich mir gekauft habe, diagnostizierten: „Zwanghaftes Essen“. Aha. Schön. Oder vielmehr: ekelhaft! Richtig widerlich! Wer macht denn sowas bitte? Entweder du bist magersüchtig oder hast Bulimie. Das sind Essstörungen. Aber zwanghaftes Essen? 

Davon reden sie nie. (Höchstens unterschwellig, in wüsten, vermeintlich nebenbei geäußerten Anmerkungen wie: „Boah. Guck mal, wie fett die/der ist! Frisst bestimmt den ganzen Tag.“)
Ich bin nicht „fett“, eher normal, leicht pummelig vielleicht. Es gibt schließlich auch beim zwanghaften Essen wie bei jeder Essstörung Phasen und Schübe. Vor drei Wochen dachte ich, die Welt wäre schön; ich aß nur dann, wenn ich Hunger hatte (was ist Hunger?).  Jetzt wiederum esse fresse ich wieder, fast ununterbrochen (ja, Selbsthass ist nicht schön; nein, ich kann zurzeit nichts dagegen tun – und er hat sich schon relativiert im Laufe des letzten Jahres!).

Wenn du ständig isst, fühlt sich dein Leben diffus an. Du hörst auf zu glauben, dass essen etwas Gutes ist. Dass man essen darf (ganz davon abgesehen, dass man muss).
Der Weg dahin ist meistens eine Verstrickung blöder Geschehnisse: eine Diät, eine Phase Magersucht, ein kleiner Erfolg, ein Misserfolg, eine Runde kotzen, alles auf Anfang.
Ganz auf Start kommt man aber nie zurück. Einziger Ausweg: selbst ein neues Startfeld festlegen.
Und dit versuch ick jetz mal: cogor ist ein Blog über zwanghaftes Essen/Binge Eating.